Das Thema beschäftigt die Achimer: Rund 30 Bürger sind mit der CDU auf Spurensuche gegangen, warum die Innenstadt kaum vorankommt und mussten feststellen, dass es die eine Antwort so offenbar nicht gibt.
Aus dem Achimer Kurier, Kai Puschke vom 27.02.2020
CDU-Chef Martin Puls moderierte die Veranstaltung seiner Partei. (Björn Hake)
Manch ein Achimer kann sie nicht mehr hören, für andere wiederum sind sie neu, die Vorschläge, die allesamt zur Belebung der Innenstadt gemacht wurden oder werden. Zu oft schon wurde der Schwarze Peter für die in vielen Augen trostlose Situation der Innenstadt weitergereicht: mal an die Kommunalpolitiker, dann an die Stadtverwaltung, an die Immobilieneigentümer, an die Einzelhändler selbst und natürlich an die Achimer, die nicht in ihrer City, sondern anderswo einkaufen. Von denen hatten sich am Mittwochabend bei der Veranstaltung „Die CDU hört zu“ in der Alten Feuerwache sogar welche geoutet. So erzählte ein Achimer, dass er gar nicht so genau wisse, was es in der Innenstadt alles so zu kaufen gibt. Das sei ihm nämlich zu umständlich – wenn er spontan etwas brauche, fahre er zu Großgeschäften außerhalb.
Ein anderer Achimer kauft dagegen alles, was er braucht, in Oyten ein. Aber dieser Herr wusste immerhin, dass es in Achim eine Parfümerie und eine Shisha-Bar gibt. Allerdings fehlt ihm die Möglichkeit, wie in Oyten mit dem Auto direkt vor den Geschäften halten zu können. „Warum geben die Achimer ihr Geld woanders aus, aber die Oytener ihr Geld in Oyten“, wollte Martin Puls, der Vorsitzende des CDU-Stadtverbands Achim und Moderater des Abends, von den rund 30 Anwesenden wissen. Allein dieses Beispiel zeige doch, dass die schlechte Situation der Achimer City nicht immer nur auf ihre Lage zwischen Dodenhof und Weserpark geschoben werden kann. „Denn da liegt Oyten auch“, betonte Puls.
Schnell wurde aus den Redebeiträgen von Bürgern, Fraktionsvertretern, (ehemaligen) Einzelhändlern, Immobilienmaklern und letztlich Kunden deutlich, dass es am fehlenden Wir-Gefühl liegen könnte und am Selbstverständnis der Achimer, die sich eben deshalb nicht immer mit ihrer Heimatstadt identifizieren können oder wollen, weil sie sich als Bierdener oder Uphuser sehen. Für sie sei dann ein Einkauf in Achims Innenstadt wie ein Einkauf außerhalb der Stadtgrenzen, mit dem Unterschied, dass der außerhalb oftmals attraktiver sei. „Die Leute sollen in Achim einkaufen, das muss in die Köpfe rein – notfalls mit dem Knüppel“, forderte ein ehemaliger Einzelhändler.
Zu hohe Mieten
Wobei natürlich auch diese Runde die Frage nicht beantworten konnte, ob es erst ein attraktives Einzelhandelsangebot braucht, damit die Kunden kommen oder ob erst genügend Kunden die Fußgängerzone frequentieren müssen, damit sich überhaupt Unternehmen in der Innenstadt ansiedeln. Auf jeden Fall ist der Zustand vieler Fassaden aus Sicht der Teilnehmer stark verbesserungswürdig: „In diesen Bruchbuden will doch niemand ein Geschäft eröffnen“, erklärten sie. Dazu passen die immensen Mietpreise, die für Ladenflächen offenbar immer noch aufgerufen werden, ebenso wenig wie zur Leerstandsquote. Von „den heiligen zehn Euro Kaltmiete pro Quadratmeter“ war die Rede. Und 3000 Euro für einen 300 Quadratmeter großen Laden in der Größe der leer stehenden Gerry-Weber-Filiale wollen erstmal erwirtschaftet sein.
Die Problematik, dass auch in Achim nicht jeder Unternehmer genügend unternimmt, um erfolgreich zu sein, wurde ebenso angesprochen wie die Rolle der Politik vor Ort. Angeführt wurde die stete Uneinigkeit des Stadtrats, der nach Meinung einiger Bürger zu oft nach Ideologien der Parteien und nicht im Sinne Achims Entwicklungen beschließe oder sie verhindere. Die angesprochenen Fraktionsvertreter der CDU betonten mehrfach, dass Politik „nur die Rahmenbedingungen schaffen“ könne.
Puls versprach, dass die am meisten beklatschten Vorschläge von der Partei nochmal bewertet und dann in die politischen Gremien eingebracht werden. So wollen sich die Christdemokraten etwa die Gestaltungssatzung für die Innenstadt genauer ansehen. Er appellierte aber auch an die Leute, selbst mobil zu machen und ihre Forderungen geschlossen etwa auf einer Ratssitzung vorzubringen. Das hatte schließlich in Achim zur Parallelöffnung der Bäder oder zum Radschnellweg geklappt. „Dafür gibt es keine Garantie, aber der eine oder andere Unentschlossene könnten dann zu ihren Gunsten stimmen“, gab Puls den Bürgern mit auf den späten Heimweg.
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